Politik bedeutet ein starkes langsames Bohren von harten Brettern mit Leidenschaft und Augenmaß zugleich“
(Max Weber, 1919)

 

Zur künstlichen Bestäubung von Pflanzen sammelt eine Mini-Drohne mit einem winzigen Kamm die Pollen auf einer Blüte ein und lässt sie auf einer anderen Blüte nieder.

Richtig gelesen – es handelt sich um den technischen Nachbau der Biene, die seit Millionen von Jahren diese Tätigkeit vollzieht. Ist das unsere Zukunft?

Die Hochleistung der Bienen mit dem natürlichen Bestäuben der Pflanzen werden vom Bundesamt für Naturschutz auf einen Geldwert von 150 Milliarden Euro pro Jahr geschätzt. Apple, die Google Dachgesellschaft Alphabet Inc., Facebook und Microsoft zusammen, haben damit zuletzt in einem Jahr weniger Gewinn erwirtschaftet als die Bienen.

Durch die Bestäubungsleistung kommt ihnen eine wichtige Rolle zur Sicherung der Artenvielfalt zu. Daneben bieten sie Nahrung für Säugetiere, Vögel und andere Lebewesen – und auch für die Menschen. Nachhaltige Landwirtschaft ist auf die Bienenbestäubung angewiesen. Die Bienen selbst erzeugen ihre eigene Energie aus der Nahrung, sie ernähren sich vom Blütenstaub der Pflanzen und dem eigenen Honig. Pflanzen gewinnen über die Photosynthese Energie. Sie betreiben also die perfekte Kreislaufwirtschaft, ohne Abfall zu produzieren. Das macht sie resilient und effizient in der Art ihres Wirtschaftens. Doch die Anzahl der Bienen geht jedes Jahr zurück.

Ein Volksbegehren für mehr Artenvielfalt zeigt, dass BürgerInnen sehr wohl wissen, wie ihre Umwelt aussehen soll. Artenrückgang, Krankheiten wie Milben, Gifte im Honig und ein Rückgang der Erträge sind deutliche Zeichen, dass es den Bienen schlecht geht. Zu den Stresstreibern der Bienen zählen neben dem Klimawandel, der Umweltverschmutzung, Mono kulturen und dem Einsatz von Düngemitteln die zunehmende Trockenheit, die den Bienen zu schaffen macht. Als Ursachen gelten unter anderen falsche Anreizsysteme, Profitstreben, aber auch Lobbyismus der industriellen Landwirtschaft.

Mit Sicht auf nachhaltige Strukturen hat Politik hier Handlungsdruck. Auf der Ebene der Vereinten Nationen beschäftigt sich das SDG 15 der nachhaltigen Entwicklungsziele (Sustainable Development Goals) mit dem Leben an Land. Auf europäischer Ebene setzt die Agrarpolitik Richtlinien und Grenzwerte, an die sich die Bundesregierung am Beispiel der Düngemittelverordnung oder der Nitratgrenzwerte zu halten hat. Die Bundesländer haben jeweils eigene Landesverordnungen, welche die Verteilung der Fördergelder zum Beispiel für BiobäuerInnen regeln. Die Landkreise selbst wiederum haben ihre eigene Politik bei der Bau-, Regional- und der Stadtentwicklung und machen unterschiedliche Landschaftsplanungen.

Ein Drittel der weltweiten Kulturpflanzenproduktion hängt davon ab, dass es Insekten gibt, die Pflanzen bestäuben.

Das Beispiel der Bienen zeigt, vor welcher Herausforderung Politik steht, um die Interessenvielfalt der Bevölkerung und ihrer Umwelt mit den Interessen einer Wirtschaftslobby abzugleichen. Dabei darf sie das Ziel einer nachhaltigen Entwicklungspolitik für den Erhalt der Artenvielfalt und den Schutz der Bienen nicht aus den Augen verlieren.

Übrigens – am 20. Mai ist Weltbienentag!

Autorin: Simone Wobrock

Fotos: Simone Wobrock; rupbilder/adobe stock