Allein in diesem Jahr werden wir 300 Millionen Tonnen Plastik produzieren, die Hälfte davon für den einmaligen Gebrauch.
(Craig Leeson, Regisseur, „A Plastic Ocean“, 2017)

Ist Ihnen auch schon aufgefallen, dass momentan die Vermüllung des öffentlichen Raums zunimmt? Und dass man jetzt neben Zigarettenstummeln, „To-Go“-Wegwerfbecher (19 Mrd. in 2019), Pizzakartons zunehmend Mund-Nasen-Bedeckungen sieht?

Die Pandemie verändert unser Verhalten, weil sich unsere Lebensumstände ändern. Das führt dazu, dass sich mehr und anderer Müll als vorher ansammelt. Es wird mehr gekocht, also fallen mehr organische Abfälle an, zumal unsere Gesellschaft ohnehin schon viel Essen wegwirft. In Deutschland werden jährlich etwa 12 Millionen Tonnen Lebensmittel vernichtet, davon mehr als die Hälfte in privaten Haushalten (etwa 75 kg pro Kopf). Geschlossene Geschäfte haben zu einer enormen Zunahme des Onlinehandels geführt, was nach wie vor zu sehr viel mehr Verpackungsmüll und Kartonagen führt, zumal die Versandhändler auch noch „extrem großzügig“ verpacken. Die „to go“ Strategien der Restaurants haben zu einer Zunahme der Verpackungsmenge geführt (2018 waren es bereits 227 Kg pro Kopf). Zunehmende Häuslichkeit motiviert zum Ausmisten und zum Werkeln. Deshalb nimmt die Menge des Sperrmülls überproportional gegenüber früher zu, (in Frankfurt etwa 15% Steigerung). Bauschutt (2020 +25% gegenüber 2019) nimmt rapide zu. Auch die Restmülltonnen sind sehr viel voller als vor der Pandemie.

Neben der Zunahme der Müllmenge in den Haushalten führt auch und insbesondere der Kampf gegen das Virus selbst nicht nur zu einer enormen Zunahme von Müll, sondern auch zu einer Zunahme des Ressourcenverbrauchs. Die Herstellung von Mund-Nasen-Bedeckungen ist dafür ein Beispiel. Während die „Alltagsmasken“ häufig lediglich aus Baumwolle bestehen, benötigt man für die Herstellung aller „anderen Masken“ einen erheblichen Anteil an Kunststoff(fasern), die nach wie vor auf Erdölbasis hergestellt werden. Da diese Masken oft, vor allem im medizinischen Bereich, nur einmal getragen werden (dürfen), ist die Nachfrage und der Verbrauch nach allen Masken, auch derjenigen, die wir tragen sollen, den FFP 1, 2 oder 3 (FFP = Filtering Face Piece) Masken gewaltig (man schätzt, dass monatlich weltweit 129 Milliarden Masken gebraucht werden. Der in den Masken vorhandene Kunststoffanteil erfordert eine entsprechend sorgfältige Entsorgung. Das betrifft auch die o.g. weißen oder blauen sog. Hygienemasken, die man zunehmend häufig am Wegesrand findet. Im Zusammenhang mit der massenhaften Impfung der Bevölkerung ist natürlich auch auf die Millionen Einmalspritzen hinzuweisen, die bei der Verimpfung verwandt werden. Auch sie tragen zur Müllvermehrung bei. Nicht zu vergessen sind dabei Einmalhandschuhe, von denen monatlich weltweit etwa 65 Milliarden gebraucht werden.

Ein weiterer Bereich, der in diesem Zusammenhang betrachtet werden muss, ist das Testen.

Gleichgültig, um welche Art von Test es sich handelt, das Testbesteck ist Einwegplastik, das zwar seit Juli 2021 EU-weit verboten ist (z.B. Q-Tips und Einmalbesteck, inkl. Eislöffel), momentan aber wohl alternativlos ist. Ein herber, der Situation geschuldeter, Rückschlag.

Fazit: Man sieht, die Pandemie hat nicht nur fatale Folgen für unsere Gesundheit. Unerlässlich ist, dass wir die Folgen der Müllzunahme für die Umwelt jetzt und in Zukunft nicht aus dem Auge verlieren. Unsere Lebensgewohnheiten werden sich nur langsam wieder „normalisieren“ – sie müssen sich aber verändern! Nur eine verbesserte Mülldisziplin bewahrt uns vor einer (nicht nur) Plastikmüllkrise. Das erfordert von uns Verbrauchern Disziplin. In besonderem Maße ist aber auch die Wirtschaft gefordert.

Autor: Lutz M. Büchner

 

 

 

 

 

Fotos: Lutz M. Büchner; damedias/adobe stock