„Durch den Fairen Handel wird die Welt nicht von heute auf morgen gerechter und besser. Aber er macht Hoffnung, dort und hier. Und die können wir brauchen.”
(Erhard Eppler, ehem. Entwicklungshilfeminister)

Leben Sie in einer „Fair Trade Stadt /Gemeinde“? Das wissen Sie nicht? Deutschlandweit gibt es heute über 700 Fair Trade Städte und Gemeinden. In Südhessen besitzen beispielsweise die Städte Darmstadt und Bensheim und die Gemeinden Bickenbach und Seeheim-Jugenheim das Zertifikat.

Aber was versteht man unter „Fair Trade“, also fairen Handel? Sicherlich sind Ihnen verschiedene Fair Trade Siegel schon mal aufgefallen.

Fair Trade zielt darauf ab, die wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Lebensbedingungen der Produzenten zu verbessern. Vor allem geht es da um die Kleinbauern in Entwicklungs- und Schwellenländern. Ein weiteres Anliegen von Fair Trade ist es aber auch, einen Beitrag für die Umwelt und damit einen zur nachhaltigen Entwicklung zu leisten.

In Deutschland machten Fair Trade Produkte 2020 einen Umsatz von nahezu 10 Mrd. €. pro Jahr aus und es wurden mehr als 25 € für Fair Trade Produkte pro Kopf ausgegeben (in der Schweiz mehr als 70 €). Der Marktanteil fair gehandelter Produkte hat die 5% Prozenthürde überschritten. Beliebte Fair Trade Produkte sind Kaffee, Bananen, Schokolade, Blumen und zunehmend Textilien. Sind faire gehandelte Produkte viel teurer als herkömmliche Waren?

Nachdem Fair Trade Produkte nicht mehr nur ein Nischendasein fristen sondern zunehmend auch von Supermärkten (z.T. sogar als Eigenmarken) angeboten werden, ist der Preisunterschied zwischen herkömmlichen und fairen Produkten sehr überschaubar. Jedenfalls ist es wirklich überlegenswert, sich für fair gehandelte Produkte zu entscheiden, um mitzuhelfen, die globalen Ungerechtigkeiten zu beseitigen. Ohne uns Konsumenten funktioniert das ehrgeizige Projekt nicht.

Vier große Organisationen, die sich dem fairen Handel widmen, haben sich 2001 zu einem Dachverband zusammengeschlossen. Sie bezeichnet fairen Handel als eine Handelspartnerschaft, die auf Dialog, Transparenz und Respekt beruht und nach mehr Gerechtigkeit im internationalen Handel strebt. Durch bessere Handelsbedingungen und die Sicherung sozialer Rechte für benachteiligte Produzenten und Arbeitnehmer – insbesondere in den Ländern des Südens – leistet der faire Handel einen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung. Fairhandelsorganisationen engagieren sich (gemeinsam mit Verbrauchern) für die Unterstützung der Produzenten, die Bewusstseinsbildung sowie die Kampagnenbildung zur Veränderung der Regeln und der Praxis des konventionellen Welthandels.

Daraus haben sich folgende Kernprinzipien fairen Handels entwickelt, nämlich der Marktzugang für Kleinproduzenten, nachhaltige und faire Handelsbeziehungen, Aufbau und Stärkung von unterstützenden Organisationen und – natürlich, Sensibilisierung der Verbraucher. Fairer Handel bedeutet auch, dass mittels „Sozialvertrag“ der Handel genutzt werden soll, die Arbeitsbedingungen der an der Produktion beteiligten Menschen zu verbessern. Konkret heißt dies, dass den Produzenten dieser Waren ein bestimmter Mindestabnahmepreis garantiert wird, damit sie nicht den Preisschwankungen ausgesetzt werden. Das sichert ihnen ein Einkommen, das sie in die Lage versetzt, sich und ihre Familien (Verzicht auf Kinderarbeit, Verbesserung der Bildungschancen) besser zu versorgen, aber auch umweltgerechter zu wirtschaften.

Bei etwa 400 Fair Trade Siegeln ist es für den Verbraucher sehr schwierig, echte Siegel von Scheinsiegeln zu unterscheiden, zumal der Begriff fair, anders als die Begriffe „bio“ und „öko“ nicht geschützt ist. Sinnvoll ist es deshalb, sich an die „verlässlichen“ Siegel zu halten und fair zu kaufen, um die Zahl der davon profitierenden Produzenten zu erweitern. Die Investition zahlt sich allemal aus.

Autor: Lutz M. Büchner

Fotos: Lutz M. Büchner; Marco2811/adobe stock