Frieden, Gerechtigkeit und gute Intuition (Ziel 16 der SGDs)

Politik ist alles das, was Menschen tun, um das Zusammenleben im Staat zu regeln. PolitikerInnen, welche von uns gewählt werden, vertreten in einem demokratischen Rechtsstaat unsere Ideen und Regeln sowie unsere Vorstellungen vom Wirtschaften (Wirtschaftspolitik). Wie können diese Vorstellungen der BürgerInnen gerecht umgesetzt werden?

Wenn viele Menschen das gleiche meinen, nennt man diese Meinung politische Ideologie.

Die Ideologie kann der Kapitalismus sein mit der Wirtschaftsform der freien Marktwirtschaft. Die entgegengesetzte Ideologie ist der Kommunismus, in welchem Planwirtschaft betrieben wird und die Produktionsmittel (Unternehmen) allen gehören sollen. Im Kommunismus und Sozialismus bestimmt also der Staat bzw. seine Repräsentanten, was hergestellt wird und damit nicht Privatpersonen und Unternehmen. In der sozialen Marktwirtschaft werden die freien Kräfte des Marktes (Angebot und Nachfrage) durch soziale Normen und Regelungen begrenzt, wobei auch hier der Leistungsgedanke eine Rolle spielt.

Es geht bei den Ideologien also unter anderem darum, wie Arbeit, Kapital und Boden zwischen den Menschen gerecht verteilt wird. Genau hier rückt die Frage ins Zentrum, wie es gelingen kann, dass alle Menschen wirtschaftliche Entwicklungschancen haben, ohne dass die knappen Ressourcen so beansprucht werden, dass diese die Möglichkeiten folgender Generationen gefährden – Generationengerechtigkeit.

Ein Schlüsseldokument ist hierzu der Bruntlandreport von 1987 mit der Idee einer nachhaltigen Entwicklung. Diese stellt eine Verlängerung der Idee der Menschenrechte dar. Das Recht auf Würde, Entfaltung und Entwicklungschancen haben alle Menschen, egal, ob sie heute oder in der Zukunft geboren werden. Abgebildet ist dies im SDG 16 (Sustainable Development Goal) für Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen.

Weil die Ökosysteme nur eine bestimmte Menge an Rohstoffen hergeben, zeigt sich, dass Umweltfragen immer auch Verteilungs- und somit auch Gerechtigkeitsfragen sind. Natürlich können wir der Ansicht sein, dass Wirtschaftswachstum, effiziente Technik und nachhaltiger Konsum schon für Gerechtigkeit sorgen wird.

Jon Rawls, ein führender Politikphilosoph, stellt die These auf, dass die Reichen keinen Vorteil in einer Verteilung von Macht und Ressourcen sähen, Ärmere hingegen nicht genügend Einfluss hätten, um daran etwas zu ändern. Wir Menschen können aber nicht wissen, in welche Familie wir geboren werden. Wir könnten also das Kind von Bill Gates, aber auch von einem armen Bergbauern sein. Die Wahrscheinlichkeit ist jedoch ungleich höher in Armut hineingeboren zu werden, da es mehr arme als reiche Menschen gibt. Die Frage lautet nun: Wie würden sie die Welt gestalten, wenn sie nicht wissen, in welche Position sie gelangen? Nach Rawls verfügen wir alle über ein intuitiv richtiges Empfinden, was gerecht ist. Gerechtigkeit ist demnach der Schlüssel für eine nachhaltige Wirtschaftsweise, wenn sie global funktionieren soll.

Autorin: Simone Wobrock

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