Wie wir leben hängt in großem Maße davon ab, wo wir leben“ .
(Parag Khanna, amerikanischer Wissenschaftler)

Die Welt ist im Zuge der Globalisierung näher zusammengerückt. – sie ist aber auch gespaltener als je zuvor: Der globale Norden genießt viele Vorteile. Nicht zuletzt durch seine Wirtschaftsmacht dominiert er im Rest der Welt, politisch und kulturell. Weite Teile des globalen Südens dagegen sind zunehmend von Elend und Ausgrenzung betroffen. Globale Ungerechtigkeit widerspricht jedenfalls den Zielen nachhaltiger Entwicklung:

„Nachhaltige Entwicklung ist eine Entwicklung, die den Bedürfnissen der heutigen Generation entspricht, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen.“ (Brundtland Bericht 1987)

Es geht also nicht gerecht in der Welt zu. Wir in den Industrieländern (dem Norden) leben in einem gewissen Wohlstand, haben genug zu essen und zu trinken, profitieren von funktionierenden Gesundheits- und Bildungssystemen. Davon können Entwicklungsländer (die sog. Dritte Welt oder der Süden) nur träumen: sowohl die Ernährungs- als auch die Krankheitssituation sind ebenso miserabel wie die Bildungschancen.
Hier ein paar einprägsame Beispiele globaler Ungerechtigkeit:
Wie kann es sein, dass die Kakaobohnen für unsere Schokolade in Ghana und in der Elfenbeinküste häufig durch Kinder geerntet werden, ohne dass die Kinder jemals ein Stück Schokolade gegessen haben, weil diese nicht in Afrika hergestellt wird? Ist das gerecht und sozial nachhaltig?

Wie kann es sein, dass in der Demokratischen Republik Kongo Metalle gefördert werden, auch hier häufig unter miserablen Bedingungen von Kindern, die dann in den Industrieländern in unsere elektronischen Geräte eingebaut werden? „Die“ liefern die Rohstoffe, „wir“ veredeln und verarbeiten sie und verkaufen die Produkte zu hohen preisen. Ist das gerecht und nachhaltig?
Wie kann es sein, dass in der Europäischen Union subventioniertes Hühnerfleisch zu Dumpingpreisen nach Afrika exportiert wird,, die unter den lokalen Herstellungskosten liegen? Ist es nachhaltig und gerecht, das das Fleisch (natürlich nicht die besten Stücke) nach Afrika zu transportiert wird und dort den Markt u ruiniert, der dort überwiegend von Frauen betrieben wird?

Der Klimaverschlechterung wird überwiegend von den Industrieländern verursacht, Opfer sind vor allem die Länder in der Nähe des Äquators. ist das Klimagerechtigkeit wenn „wir“ nicht nachhaltig agieren?

In den Industrieländern sind die Impfquoten jenseits der 50% der Bevölkerung. Mehr als 100 Länder weltweit verfügen über keinen Impfstoff. in Entwicklungsländern liegt die Impfquote, vor allem weil sie keinen Impfstoff zu angemessen Preisen bekommen, bei unter 10%, auch weil sich “der Norden“ weigert die Patente freizugeben, um eine preiswertere Herstellung der Vakzine zu ermöglichen. Ist das ökonomisch sozial nachhaltig und gerecht?

Wir müssen Bildung global denken. Bildung ist der Schlüssel zur globalen Gerechtigkeit. Mit dem Nachhaltigkeitsziel Nr. 4 besteht eine Verpflichtung für den „den Norden“, das Schulsystem global zu denken und dementsprechend auch politisch zu handeln.

Nahezu 300 Millionen Kinder haben weltweit keinen Zugang zu Bildung. Die Pandemie verschlimmert die Situation. Ohne Lehrer keine Schüler, ohne Schule keine Schulspeisung, oft die einzige Mahlzeit am Tag. Und wir diskutieren Homeschooling und Hybridunterricht. Ist das gerecht? Das fördert die Armut.

All diese Beispiele zeigen, und man könnte ihnen noch unendlich viele hinzufügen, dass irgendetwas schief läuft auf unserer Welt. Wie man sieht, lebt der Norden in vielen Bereichen auf Kosten des Südens. Dies steht einer globalen nachhaltigen Entwicklung entgegen. Können wir etwas dagegen tun? Ein bisschen schon. Zumindest dadurch, dass wir uns informieren, unser Wissen weitergeben und unser Leben achtsam gestalten. Mit dem Kauf von Fair Trade Produkten, wenn möglich, leisten Sie einen kleinen Beitrag, um Menschen „im Süden“ zu unterstützen, u.a., dass Kinder in die Schule gehen können.

Autor: Lutz M. Büchner

Fotos: Lutz M. Büchner; VRD/adobe stock