Zur Kasse bitte!“

„Gesundheit ist unser höchstes Gut“, mit Gesundheit beschäftigt sich auch die soziale Dimension von Nachhaltigkeit. Die nachhaltige Entwicklung fordert daher ein gleiches Zugangsrecht zur Gesundheitsversorgung für alle, unabhängig von der Herkunft (soziale Schicht), Einkommen, Geschlecht und dem Gesundheitszustand.

Auf internationaler Ebene entspricht dies dem nachhaltigen Entwicklungsziel SDG 3 der vereinten Nationen, wenn es um „Gesundheit und Wohlergehen“ für alle geht. Längst ist bekannt, dass Kinder aus ärmeren Verhältnissen häufig schlechtere Startchancen haben. Ernährung, Sport, Spiel und frühkindliche Bildung wie Musik wirken sich neben anderen Faktoren auf schulische Leistung, aber auch auf die Gesundheit und Lebenserwartung aus. An diesem Beispiel zeigt sich, dass Prävention ein wichtiges Thema für unsere Krankenkassen ist. Eine nachhaltige Krankenversicherung fördert auch eine gesunde und umweltbewusste Lebensweise, nicht für ihre Mitglieder, sondern für die gesamte Gesellschaft. Sie vermeidet Müll und Fuhrparks, unterstützt die ökologische Landwirtschaft, beteiligt sich nicht an Atomkraft, Waffenindustrie, Kinderarbeit und ist Gemeinwohl orientiert ausgerichtet.

In Deutschland unterscheiden wir zwischen der privaten und der gesetzlichen Krankenkasse. Die Mitgliedschaft in einer privaten Krankenkasse ist mit einem bestimmten Gehalt verbunden. Ergo können ökonomisch schlechter gestellte Menschen nicht von den in der Regel dort gegebenen Leistungsvorteilen profitieren.

Um gesundheitlich präventiv zu wirken, müssen alle sozialen Schichten erreicht werden, was offensichtlich nicht den Marketingstrategien der Krankenkassen entspricht. Nachhaltige Gesundheitsförderung setzt dagegen auf Chancengleichheit und gerechte Teilhabe, damit Bonusprogramme für Yogakurse, Gesundheitsreisen mit Zuzahlungen nicht nur von den ohnehin schon aktiven Menschen genutzt werden. Der Wettbewerbsdruck unter den Kassen ist groß, die Angebote sind vielfältig. Umso wichtiger ist eine transparente Evaluation über den Nutzen der Bonusprogramme, wie sie die nachhaltige Berichterstattung fordert. Dabei stellt sich die Frage, welche Wirkung haben diese Programme langfristig auf das Gesundheitssystem und das Gemeinwohl?

Für die Kassen kann ein Wertewandel zu mehr sozialer Nachhaltigkeit Vertrauen bei den Mitgliedern schaffen und zu einem Wettbewerbsvorteil führen. Denn eine Gesellschaft kann nur so gut sein, wie sie mit den schwächsten Mitgliedern umgeht. Gerade am Beispiel Prävention zeigt sich, dass die Kosten durch Chancengleichheit langfristig die Kosten minimieren können, die durch Armut gepaart mit schlechterem Zugang zu Gesundheitsleistungen entstehen.

Versicherte,
„Zur Kasse bitte“.

Autorin: Simone Wobrock

Fotos: Simone Wobrock; marcus hofmann/adobe stock