„Die Erde kann unsere aktuellen Ernährungsgewohnheiten nicht langfristig unterstützen“

(Harald Dotzler PwC, 2022)

Die EU definiert Lebensmittel als „alle Stoffe oder Erzeugnisse, die dazu bestimmt sind oder von denen nach vernünftigem Ermessen erwartet werden kann, dass sie in verarbeitetem, teilweise verarbeitetem oder unverarbeitetem Zustand von Menschen aufgenommen werden,“ also etwa Brot und Gebäck, Obst und Gemüse, Fleisch, Fisch, Eier oder Milch.  Wir nehmen Lebensmittel jeden Tag zu uns, um unseren Körper zu ernähren, sei es, dass sie getrunken oder gegessen werden. Die Aufnahme von Lebensmitteln macht uns aber nicht nur satt, sondern ist auch mit Genuss verbunden.

Mit einem Jahresumsatz von nahezu 200 Milliarden Euro befindet sich die Ernährungsmittelindustrie in Deutschland auf Platz fünf aller Branchen.
Darunter versteht man sowohl die Nahrungs- und Futtermittelindustrie als auch die Getränkehersteller. Dieser wirtschaftliche Stellenwert zieht eine Reihe Umweltprobleme nach sich. Sowohl die Herstellung als auch der Verbrauch von Nahrungsmitteln verursachen nahezu ein Viertel der Umwelteinwirkungen, wie Treibhausgase und Umweltschadstoffe. Hohe Emissionen erzeugen insbesondere die Milch- und Fleischerzeugung.

Die Lebensmittelindustrie ist für 26% der Emissionen verantwortlich, wobei etwa 20% der Landwirtschaft und etwa 6% den Lebensmittelabfällen zuzurechnen sind.

Laut Umwelt Bundesamt verursachen Produktion und Konsum von Lebensmitteln massive Umweltbelastungen. Sie sind weltweit gesehen verantwortlich für 60% des Verlustes an Tier- und Pflanzenarten und für 24% der Treibhausgasemissionen. Die Gründe dafür sind vielfältig: Überdüngung, Einsatz von umweltschädlichen Düngemitteln, zweifelhafte Tierhaltung. 70% des globalen Süßwasserverbrauchs beansprucht die Landwirtschaft. Daneben trägt, zumindest die industrielle Landwirtschaft, zur Boden- und Wasserverschmutzung, zur Wüstenbildung und zum Verlust von Biodiversität bei.

Sowohl die Landwirtschaft als auch die Hersteller und Händler, aber auch der Verbraucher sind gefordert, geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um die Nachhaltigkeit zu fördern.

Inhalt des Nachhaltigkeitsziels Nr.12 der Agenda 30 der UN (Nachhaltiger Konsum und Produktion) ist insbesondere die Nutzung der natürlichen Ressourcen und die Verringerung der Nahrungsmittelverschwendung (1,3 Milliarden Tonnen pro Jahr). Dazu kommt die Ermutigung von Unternehmen, ihre sozialen und ökologischen Risiken gering zu halten sowie die Aufforderung an die öffentliche Hand bei der Beschaffung nachhaltige Produkte zu bevorzugen. Der Umgang mit Chemikalien soll verträglicher gestaltet werden. Um die Belastungsgrenzen des Erdsystems nicht zu überschreiten, bedarf es einer radikalen Transformation des Agrar- und Ernährungssystems.

80% der globalen landwirtschaftlichen Nutzfläche (Ackerland und Grasland) werden für die Produktion von Fleisch und Milchprodukten verwendet. Vor allem die Tierhaltung trägt extrem zu den landwirtschaftlichen Treibhaus-Emissionen bei. Daraus folgt, dass nur eine Reduktion des Konsums tierischer Lebensmittel (derzeit 55 kg pro Kopf und Jahr in Deutschland) zu einer Verringerung der Tierbestände führen kann.

Darüber hinaus müssen wir Verbraucherinnen und Verbraucher generell besser über nachhaltigen Konsum informiert werden. Wir Verbraucher sind gefordert, unser Konsumverhalten der Bedeutung der Nachhaltigkeit anzupassen. Über 90% der Befragten stimmen einer Umfrage zufolge der Aussage zu, dass nachhaltige Landwirtschaft gefördert werden muss, um den Klimawandel zu bekämpfen. Das spiegelt sich im Konsumverhalten der Verbraucher allerdings nicht wider, kaufen doch nicht mehr als 10% der Verbraucher nachhaltige und umweltfreundliche Produkte. Es steht zu befürchten, dass diese Zahl in der gegenwärtigen Krisenzeit sogar noch zurückgehen wird.

Das Ziel ist letztlich, ein faires, gesundes und umweltfreundliches Lebensmittelsystem. Viele Unternehmen der Lebensmittelindustrie engagieren sich bereits heute weit über die gesetzlichen Vorgaben hinaus für die Umwelt und den Klimaschutz. Dafür ist die Politik aufgerufen, eine nationale Ernährungsstrategie zu entwickeln. Dazu gehört aber auch, dass beispielsweise in Kantinen und Schulen das pflanzliche Angebot ausgeweitet wird und die Obst- und Gemüseproduktion gefördert wird.

Zusammenfassend geht es also darum, ein nachhaltiges Agrar- und Ernährungssystem zu schaffen, das zum einen umweltfreundliche, gesunde und bezahlbare Lebensmittel produziert zum anderen aber den Produzierenden faire Arbeit und ein angemessenes Einkommen sichert. Eine Herkulesaufgabe.

Autor: Lutz M. Büchner

Fotos: Lutz M. Büchner; Nathalia Rosa/unsplash