„Die Natur betrügt uns nie. Wir sind es immer, die wir uns selbst betrügen.“ (Jean-Jacques Rousseau)
Nachhaltige Kosmetik – gibt es das? Haben Sie sich schon einmal Gedanken darüber gemacht? Was steckt denn alles in den Seifen, Cremes, Deos und Düften…? Was kann man da „nachhaltig“ gestalten? Und was ist mit den Accessoires und Verpackungen?
Kosmetika sollten zumindest aus Naturprodukten bestehen. Das betrifft Seifen ebenso wie Cremes, Deo und Düfte aller Art. Aber was ist da sonst noch drin?
Ein wichtiges Naturprodukt ist das Palmöl. Palmöl wächst in tropischen, feucht-warmen Klimaregionen, vor allem heute in Indonesien und Malaysia, aber auch in Afrika und Südamerika. Die Frucht hat einen harten Steinkern, in dem Samen enthalten sind. Um diesen Kern sitzt das mit Fasern durchzogene Fruchtfleisch. Sowohl das Fruchtfleisch als auch der Steinkern speichern sehr viel Fett. Das Fruchtfleisch liefert das Palmöl. Es enthält einen hohen Anteil ungesättigter Fettsäuren und auch sehr viel Vitamin E und Vitamin A. Die Ölpalme, die bis zu 30 m hoch werden kann, ist die ertragreichste aller Öl liefernden Pflanzen. Das ist der Grund dafür, dass bei einer wachsenden Nachfrage der Weltbevölkerung nach z.B. Speiseöl und Pflanzenfetten, aber auch nach Waschmitteln und eben Kosmetika der Bedarf der Industrie nach Palmöl wächst und wächst. Da die Anbauflächen klimabedingt beschränkt sind, werden, z.T. auch illegal, riesige Flächen Regenwaldes, der für unser Erdklima extrem wichtig ist (Lunge der Erde), vernichtet, um Palmöl anzubauen. Nicht nur, dass durch häufige Brandrodung viel CO2 in die Atmosphäre gelangt, durch die Palmölproduktion gehen auch große Teile des für unser Ökosystem so wichtigen Regenwaldes verloren, von den dort angesiedelten Tierarten ganz zu schweigen.
Palmöl ist im Kraftstoff und vor allem in der Lebensmittelindustrie zu finden. In Deutschland ist es mittlerweile in fast jedem zweiten Lebensmittel enthalten. Von Margarine, über Schokocremes, Wurst, Käse und Fertiggerichte – in keiner anderen Industrie wird Palmöl so viel eingesetzt. Aber auch in Seife, Waschmittel und Kosmetik ist Palmöl zu finden. Palmöl enthält so genannte Palmöl Derivate, die eine aufschäumende und geschmeidig werdende Wirkung entfalten. Palmöl verbindet sich mit anderen Ölen und Inhaltsstoffen, was es so wichtig macht.
Es geht nicht darum, Palmöl gänzlich aus der Kosmetikproduktion zu verbannen, zumal andere Öle (Sonnenblumen, Raps, Soja, Kokospalmen) bei weitem nicht so ertragreich wie Palmöl sind und die Gefahr von Monokulturen besteht. Das Problem ist nur zu lösen, wenn man sparsam und umwelt- und sozialverträglich mit dem Rohstoff umgeht. Dazu wurde ein Runder Tisch für nachhaltiges Palmöl (RSPO) gegründet, um auf den Plantagen höhere Standards für Naturschutz und Menschenrechte zu etablieren. Der Beitritt ist freiwillig. Ein in der Praxis zahnloser Tiger. Mittlerweile werden auf breiter Basis Kosmetika ohne Palmöl angeboten – man sollte darauf achten.
Ein weiterer problematischer Grundstoff (von vielen anderen) in Kosmetika sind die weitgehend unbekannten Mica-Minerale. Sie sorgen für Glanz und Glimmer. Wir finden sie z.B. in Badeseifen, Duschgels aber auch Kinder Zahnpasta. Auf den Produkten sind sie unter der INCI-Nummer CI77019 zu erkennen. Diese Rohstoffe werden vor allem in Indien und Madagaskar gewonnen, wobei dies häufig mit Hilfe von prekärer Kinderarbeit geschieht. Ein Siegel für „sauberes Mica“ gibt es nicht.
Kosmetikunternehmen gehen zunehmend dazu über, wie in anderen Bereichen auch, ihre Produkte zu zertifizieren. Siegel wie BDIH (kontrollierte Natur-Kosmetik) und Cosmo Standard (Natur- und Biokosmetik) sind Beispiele dafür, dass Kosmetika nicht zwingend mit schlechtem Gewissen gekauft werden müssen. Allerdings ist auch hier die Aufmerksamkeit der Verbraucher/innen gefragt. In jedem Fall sollte man sich, auch schon beim Kauf von Sonnencreme, über die Inhaltsstoffe der Produkte informieren. Folgende Fragen sollte man sich vor dem Kauf von Kosmetika insbesondere stellen: Werden Naturprodukte und/oder nur erlaubte Rohstoffe verwendet? Tierversuche? Welche Konservierungsstoffe? Werden synthetischen Farb- und Duftstoffe verwendet? Sind die Produkte und ihre Verpackung ökologisch verträglich?
Autor: Lutz M. Büchner
Fotos: Lutz M. Büchner; Diana Light/unsplash