Was mer hat das hat mer,
Und hat mer´s net dann fehlt`s ei`m“
(Zeile aus dem Song Kaufhaus der hessischen Band Flatsch, Greatest Hits 1990)

Was ist da eigentlich los mit diesem „zu viel“ in unserem Leben, wenn es um das Besitzen und Neuanschaffen von Dingen, das endlose Erfüllen von Sehnsüchten, Träumen und Wünschen geht? Doch oft beschert uns die Art und Weise unseres Konsums nur ein kurzes „High“. Für das übermäßige Besitzen schlug James Wallman 2013 in seinem Buch „Living More With Less“ das Wort „Stuffocation“ (am Zeug ersticken) vor.

Was ist eigentlich Konsum?
Im allgemeinen Sprachgebrauch geht es um das private Verbraucherverhalten, also das Nutzen von Konsumgütern. Aus erweiterter Sichtweise bedeutet dies die Anschaffung, Entsorgung und Weitergabe von Gütern. Darüber hinaus meint es aber auch, wie wir uns im Leben organisieren. Industrialisierte Länder wie Deutschland werden als Konsumgesellschaften betrachtet.

Wie fing das eigentlich an mit dem Konsumieren?
Mit der Industrialisierung zum Übergang ins 20. Jahrhundert ging die Selbstversorgung zurück, große Warenhäuser entstanden. Werbung verspricht mit ihren Bildern ein gutes Leben. Die Kopplung von vermehrtem Konsumieren und Wirtschaftswachstum ist mittlerweile in vollem Gange. Nach dem zweiten Weltkrieg führten Massenproduktion, Automatisierung und materieller Wohlstand zu einem enormen Mehrbedarf an Energie, der bis heut anhält.

Mittlerweile geht es nicht mehr nur um die Befriedigung unserer Grundbedürfnisse wie Nahrung, Kleidung, Obdach und Schutz.

Technik, Mobilität, Digitalisierung und damit auch die mediale Präsenz sind Zeichen unserer Zeit. Hat sich der Mensch darauf ausgerichtet nicht mehr zu brauchen, sondern zu verbrauchen?

Gegenstände nehmen einen symbolischen Charakter an, indem sie uns Auskunft über den sozialen Status und unseren individuellen Geschmack geben. „Mein Haus, mein Auto, mein Boot“, die Uhr, der Sneaker und das Handy werden zu Statussymbolen und geben uns das Gefühl der Zugehörigkeit.

Was macht das mit uns Menschen?
Ein „Klick“ und die Sehnsüchte erfüllen sich, oder auch nicht? Denn schafft die Abhängigkeit von Konsum auf Dauer wirklich Zufriedenheit? Warum sehnen sich die Menschen so sehr nach, Gemeinschaft, Zugehörigkeit, Zeit, aber auch Naturverbundenheit?

Mittlerweile erzählt unser Planet die Kehrseite der Geschichte unsere Konsums. Luftverschmutzung, Müllberge, Massentierhaltung sind längst in aller Munde. Gut, dass unsere Müllversorgung so „reibungslos“ funktioniert. Alle 14 Tage wird der Müll einfach abgeholt. Bereits 2019 waren es mit insgesamt 457 etwa 2 kg Haushaltsabfälle pro Kopf in Deutschland mehr als 2018.

Dabei muss nachhaltiger Konsum für unsere Lebensqualität gar nicht so viel Einschränkungen bedeuten. Beispiele für die Umsetzung des Nachhaltigkeitsziels 12 (SDG 12 – Nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster sicherstellen) sind gezielteres Einkaufen, die Umsetzung des Lieferkettengesetzes oder die Wiederverwertung von Konsumgütern (z. B. im Privaten Tauschbörsen im Internet).

Die Idee der Nachhaltigkeit möchte allen Menschen heute und in Zukunft ein gutes Leben innerhalb unserer planetaren Grenzen ermöglichen. Es geht darum nicht mehr gedankenlos zu konsumieren, was uns vorgesetzt wird.

Bin ich wirklich nur, was ich habe? Lieber nicht…

Konsumieren meint auch Momente mit anderen Menschen, mit sich selbst oder in der Natur bei voller Aufmerksamkeit wahrnehmen und genießen, sozusagen ein Sekundenglück (Titel eines Songs von Herbert Grönemeyer, Tumult 2018), was nachhaltig wirken kann.

Autorin: Simone Wobrock

Fotos: Simone Wobrock; StratfordProductions/adobe stock