Kauft weniger,
sucht es sorgfältig aus,
lasst es beständig sein.“ (Vivienne Westwood)

Pro Kopf werden jährlich EU weit im Schnitt 15 kg Textilien und Schuhe gekauft, davon etwa jeweils 6 kg Kleidung und Heimtextilien sowie etwa 3 kg Schuhe. Ein neuer Bericht der EU-Umweltagentur stellt fest, dass die Textilbranche zu den vier umwelt- und klimaschädlichsten Branchen zählt. Nimmt man dabei noch die soziale Komponente hinzu, so stellt die Textilbranche einen hochproblematischen Bereich unseres Lebens dar. Verringerung der Umweltbelastung, Wiederverwendung und Recycling sind dabei ebenso Schlüsselbegriffe wie die Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der Herstellung.

Um die Dimension zu verdeutlichen: der Bundesbürger kauft im Schnitt 60 Kleidungsstücke pro Jahr, die durchschnittliche Tragedauer nimmt eher ab, bzw. die Kleidung wird gar nicht getragen. Billigklamotten und „Fast Fashion“ Produkte sind Negativbeispiele für einen gedankenlosen Umgang mit Kleidung. Anderseits muss man für „Slow Fashion“ Marken mehr bezahlen, erhält aber dafür in aller Regel auch eine unter ökologischen und sozialen Gesichtspunkten hochwertigere und fair gehandelte Ware.
Die Herstellungsprozesse unserer Kleidung sind komplex. Es beginnt mit der Fasererzeugung (Agrar- und Chemieindustrie), gefolgt von der Textilerzeugung (Weben, Spinnen) – und Veredelung (Färben), der Konfektionierung (Zuschneiden und Nähen) bis hin zum gehandelten Endprodukt, dessen Verwendung und Entsorgung.

Baumwolle ist mit einem Drittel das am meisten verwendete Rohmaterial für Textilien. Es wird überwiegend in trockenen Gegenden angebaut. Sie benötigt viel Wasser (ca. 20.000 l pro Kilogramm = ca. 2000l pro T-Shirt) und Düngemittel. Mit Hilfe ökologischen Anbaus wird versucht den Ausstoß von Treibhausgasen zu vermindern. Ein wichtiges Anliegen ist es, ein vernünftiges Auskommen der vielen Farmer, die Baumwolle anbauen, zu sichern. Organisationen wie „Cotton made in Africa“ oder „Organic Cotton“ setzen sich für eine Verbesserung der ökologischen und sozialen Folgen des Baumwollanbaus ein.

Bis zu 60% der heute getragenen Kleidung enthält Polyester oder andere Chemiefasern. Sie weisen zum einen zwar viele Vorteile auf, andererseits belasten sie die Umwelt stärker, sind gesundheitsschädlicher und biologisch nahezu nicht abbaubar. Zwischen den Ernteorten von Baumwolle und den Spinnereien, Webereien und Veredelungsstätten, in denen die Fasern verarbeitet werden, liegen oft weite Strecken, die überbrückt werden müssen. Die Behandlung der Fasern belastet die Umwelt gewaltig. Sowohl die Freisetzung von CO2 als auch die Verwendung problematischer Chemikalien spielen dabei eine Rolle. Mangelnde Kontrollen in den Erzeugerländern und enormer Preisdruck stehen einer Verbesserung der Situation oft entgegen; allerdings gibt es mittlerweile etliche Gütesiegel, die eine nachhaltige Erzeugung garantieren.

Die Konfektionierung, also das Zuschneiden und Zusammennähen der Stoffe, findet wieder an anderen Orten statt, dort wo die Löhne am niedrigsten sind. Während die Kosten und der Gewinn des Handels etwa 50 % des Preises eines T-Shirts ausmacht und die Markenwerbung 25%, belaufen sich die Fabrikkosten auf etwa 13% und der Transport und die Steuern auf etwa 11%. Höchstens 1% (also bei einem T-Shirt, das im Laden 29 € kostet gerade mal maximal 0,29 €) sind Lohnkosten derjenigen, die die Arbeit verrichten (Näherungswerte). Keinesfalls kann man ohne weiteres davon ausgehen, dass die Löhne, die Kosten- und, Gewinnanteile teurer Marken sehr viel anders strukturiert sind.

Die Verwertung und Entsorgung schließlich wirft weitere kritische Fragen auf. So werden (geschätzt) in den USA pro Jahr etwa 16 Millionen Tonnen Kleidung dem Müll zugeführt, nur 15% werden in irgendeiner Weise recycelt. Man schätzt, dass bis 2030 weltweit etwa 150 Millionen Tonnen Kleidermüll pro Jahr anfallen.
Mittlerweile gibt es weltweit Anstrengungen, die Umwelt- und Sozialstandards im Textilbereich zu verbessern. Dabei geht es zum einen um die Reduzierung der Umweltbelastung durch die Textilindustrie, zum andern aber insbesondere auch um die Sicherheits- und Gesundheitsbedingungen, unter denen die Textilien hergestellt werden. Erst nach den schrecklichen Ereignissen 2013 in Bangladesch, bei denen mehr als 1000 Menschen ums Leben gekommen sind, sind 2017 mit einem „Bündnis für nachhaltige Textilien“ ernsthafte Anstrengungen unternommen worden, um auch die Sozialstandards, vor allem bezüglich der Einhaltung der Menschenrechte, in der Branche zu verbessern. Neben vielen anderen Zertifikaten gibt es seit geraumer Zeit den „Grünen Knopf“, der ein Label darstellt.

Als Fazit bleibt festzuhalten, dass der Weg eines Kleidungsstücks nicht nur lang ist, sondern auch unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten viele Fragen aufwirft. Wir als Konsumenten sollten bei der Kaufentscheidung sehr genau darauf achten, ob wir das Teil tatsächlich benötigen, z.B. um ein abgetragenes zu ersetzen, ob der „Schnäppchenpreis“ widerspiegelt, ob es unter Nachhaltigkeitskriterien ökologisch und sozial hergestellt worden ist. Es lohnt sich allemal.

Autor: Lutz M. Büchner