„Wie viele Dinge es doch gibt, die ich nicht brauche.“ (Sokrates)

Bei einem Onlinehändler etwas zu jeder Tages- und Nachtzeit in den eigenen vier Wänden, oder gar von unterwegs bestellen und die Ware in relativ kurzer Zeit nach Hause geliefert bekommen, ist das nachhaltig? Der Mausklick verführt oft zum schnellen Kauf, auch von Dingen, die man vielleicht gar nicht braucht.
Für den Kunden ist das ein bequemer Einkauf: er spart Wege und Zeit – und vielleicht auch noch Geld, wenn die im Internet angebotenen Preise günstiger sind als im Laden. Das Einkaufen im Internet verhindert jedenfalls die Fahrt (möglicherweise mit dem Auto) und ist insofern klimafreundlich. Mit dem Fahrrad oder zu Fuß lässt sich allerdings, vor allem in Städten, auch vieles erledigen.

Das Angebot der Onlinehändler ist riesig und in aller Regel findet man das, was man sucht dort und erspart sich das Suchen in stationären Läden, verbunden mit dem Risiko, das Gewünschte nicht zu finden oder auf die Bestellung der Ware warten zu müssen.
Die Menschen kaufen, sicherlich bedingt durch die Möglichkeiten des Onlinehandels zunehmend mehr ein. Die Steigerungsraten, sicherlich auch bedingt durch Covid, sind beträchtlich. Auch wenn dies grundsätzlich gut für die Binnennachfrage sein mag, werden vor allem Bekleidung, Elektronik- und Telekommunikationsartikel im Internet bestellt, die überwiegend Importartikel sind. Allein die Modebranche macht ein Viertel des Online-Handels aus.
Aber was sind die Folgen des Onlinehandels auf Umwelt und Gesellschaft? Ist Online-Shopping wirklich darüber hinaus umweltfreundlich und sozial gerecht?

Was sind die Nachteile des zunehmenden Onlinehandels?
Er führt zum einen zu einer Verödung der Innenstädte und damit zu einer Verringerung des sogenannten stationären Handels mit Fachgeschäften, auch deshalb, weil die Preise vor Ort oft über denen der Preise der im Internet angebotenen Waren liegen. In einem konkreten Beispiel eines Kinderspielzeugs beträgt der Unterschied 30 %. Daran hängen Existenzen der Händler und viele Arbeitsplätze. Da der Verbraucher keine Möglichkeit hat, die bestellten Produkte zu begutachten und Textilien anzuprobieren, entsteht ein hin und her zwischen Onlinehändler und Konsumenten, vor allem bei Textilien. Es wird (glaubhaft) berichtet, dass etliche Rücksendungen gar nicht wieder in den Handel kommen, sondern vernichtet werden, obwohl sie vielleicht auch gespendet werden könnten. Ist das nachhaltig?
Wir alle bemerken, dass Tag für Tag die Zustellautos durch die Städte- und Gemeinden kurven, was zu beachtlichen Umweltbelastungen führt. Die Umweltbelastung ist dabei sicherlich wegen der größeren Auslastung der Fahrzeuge der Paketdienste geringer als eine individuelle Fahrt mit dem Auto. Treffen allerdings die Fahrer den Adressaten nicht an, muss dieser oft die Sendungen abholen – mit dem Auto? Zu erwähnen ist, dass die Arbeitsbedingungen der Fahrer oft miserabel sind.

Es ist klar, dass viele Güter aufwändig verpackt werden müssen, damit sie beim Transport nicht beschädigt werden. Allerdings werden auch kleine Produkte „überdimensional“ verpackt. Je nach Größe und verwendetem Material entstehen dadurch zusätzliche Emissionen beim Online-Handel. Beim Kauf im Laden kann der Verbraucher den Einsatz von Verpackungsmaterial zumindest ein wenig steuern.
Für Produkte, die man im Laden in der Nähe kaufen kann, benötig man den Onlinehandel nicht. Man bekommt das Produkt in der Regel sofort. Selbst ein Buch wird, wenn es nicht vorrätig ist, innerhalb von 24 Stunden geliefert. Auch unser Verhalten beim Onlineeinkauf kann die Ökobilanz merklich verbessern – beispielsweise durch eine sorgfältige Auswahl der Waren (nicht drei Paar Schuhe zum Auswählen, zertifizierte Produkte, durch die Wahl von Second-Hand-Produkte und durch den sorgfältigen Umgang mit den Transportmodalitäten – Standard, Prime, Zustellzeiten).

Was ist das Ergebnis der Abwägung zwischen des Für und Wider des Onlinehandels? Ob es nachhaltiger ist, vor Ort oder Online zu kaufen ist nicht eindeutig zu beantworten – es kommt also darauf an.

Autor: Lutz M. Büchner

Fotos: Lutz M. Büchner; aanbetta/ adobe stock