Die Reise gleicht einem Spiel; es ist immer Gewinn und Verlust dabei und meist von der unerwarteten Seite..
(Johann Wolfgang v. Goethe)Als deutscher Tourist im Ausland steht man vor der Frage, ob man sich anständig benehmen muss oder ob schon deutsche Touristen da gewesen sind.
(Kurt Tucholsky)
Gehen wir mal davon aus, dass wir bald wieder so in Urlaub fahren können „wie früher“. Dann wird das Reisen wieder wichtige in unserem Leben. Tourismus spielt in unserer heutigen Gesellschaft eine bedeutende Rolle. Mehr als 70 Millionen Menschen buchten (in Nicht-Corona-Zeiten) nur in Deutschland Urlaubsreisen von mehr als fünf Tagen.
Mittlerweile gibt es schätzungsweise unüberschaubare 800 Siegel im Tourismus – wer blickt da durch? Wohl so gut wie niemand. Wer nachhaltig reisen will, muss nicht alle Siegel kennen und bewerten können, Achtsamkeit bei der Wahl des Urlaubsziels und der Transportmittel und nachhaltiges Verhalten am Urlaubsort, sowohl gegenüber den Menschen als auch der Umwelt gehen auch ohne Siegel.
Was versteht man denn nun unter nachhaltigem (sanften) Tourismus? Eigentlich geht es darum, unsere Bedürfnisse als Touristen (wohin wir reisen, wie wir reisen und wie wir uns am Urlaubsort verhalten) mal sorgsam unter die Lupe zu nehmen.
In Sachen Umwelt kommt es bereits bei der An- und Abreise zum Verbrauch von Primärenergie, dem Ausstoß von klimaschädlichen Emissionen, Beeinträchtigung der Atmosphäre sowie zu Lärmemissionen. Sowohl bei den Unterkünften als auch bei den Freizeitaktivitäten ist auf die Belastung der Umwelt zu achten, wobei die Erhaltung der Biodiversität eine besondere Rolle spielt.
Es beginnt mit der Wahl des Urlaubsortes. Müssen es die Seychellen sein? Eignen sich regionale Ziele nicht auch zur Erholung, gerade für Familien? Muss man mit dem Auto/Flugzeug/Kreuzfahrtschiff reisen? Spiegelt ein Urlaubsflug für 50€ die ökologischen und sozialen Auswirkungen wider?
Wir sollten uns unserer Verantwortung gegenüber der „Gastnatur“ bewusst sein und uns entsprechend verhalten. Der Urlauber bringt Arbeit und Wohlstand in die Gastregion. Hinter diesem vordergründig ökonomischen Baustein verbirgt sich aber auch ein wichtiger sozialer Aspekt. Es geht nämlich darum, wie wir „unser Geld“ in das Urlaubsziel bringen. Lassen wir die Menschen spüren, dass sie oft auf uns angewiesen sind?
Wir sollten uns bewusst sein, dass wir uns in eine andere Kultur begeben. Andere gesellschaftliche Strukturen und Gebräuche verlangen Achtung und Toleranz von uns. Je nachdem, in welche Ecke der Welt die Reise geht, ist es sinnvoll, sich vorab mit den regionalen Gegebenheiten des Gastlandes vertraut zu machen (das gilt auch innerhalb Deutschlands), um Missverständnisse und Peinlichkeiten zu vermeiden.
Abschließend sei ein Hinweis auf Atmosfair (www.atmosfair.de) erlaubt. Die Non-Profit Organisation hat sich zum Ziel gesetzt, klimaschädliche Treibhausgase zu reduzieren und zu kompensieren und zwar z.B. für Flug- und Schiffsreisen. Über einen Emissionsrechner kann man die CO2 Menge berechnen, die durch die Reise verursacht wurde. Mit einem empfohlenen, freiwilligen Klimaschutzbeitrag kann man die mit der Reise entstandenen Emissionen kompensieren. Die Gelder kommen gemeinnützigen Umweltprojekten weltweit zugute.
Autor: Lutz M. Büchner
Fotos: Lutz M. Büchner; Lsantiilliz/adobe stock