„Auch Quellen und Brunnen versiegen, wenn man zu oft und zu viel aus ihnen schöpft.“
(Demosthenes, 3.Jh. v.Chr.)
Würde man die Erde aus dem Weltall betrachten, so könnte man annehmen, Wasser sei im Überfluss vorhanden. Zwar besteht unsere Erde insgesamt aus 1,4 Milliarden Kubikkilometern Wasser aber bei lediglich 2,53 Prozent davon handelt es sich um Süßwasservorkommen, wovon nur ein geringer Teil tatsächlich nutzbar ist. Gletscher und Schnee, allerdings dramatischerweise abnehmend, binden einen großen Teil des Süßwassers.
Mit dem in der Agenda 2030 festgeschriebenen Ziel unter Nr. 6 „Sauberes Wasser und Sanitäreinrichtungen“ soll die Verfügbarkeit und nachhaltige Bewirtschaftung von Wasser und Sanitärversorgung für alle gewährleistet werden. Ohne Wasser kann der Mensch nicht leben – Wasser ist ein Menschenrecht.
Ziel ist es vor allem, allen Menschen Zugang zu einwandfreiem und bezahlbarem Trinkwasser und zu einer angemessenen und gerechten Sanitärversorgung zu ermöglichen. Die Wasserqualität muss weltweit verbessert werden und wasserverbundene Ökosysteme sollen geschützt bzw. wiederhergestellt werden.
Sieht man sich wesentliche Fakten an, so haben 25 Prozent der Weltbevölkerung (ca. 2 Milliarden) keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Etwa ein Drittel der Weltbevölkerung hat zu Hause keine Möglichkeit, sich die Hände mit Wasser und Seife zu waschen und etwa 500 Millionen Menschen müssen ihre Notdurft im Freien verrichten. Obwohl die UN-Generalversammlung 2010 den Zugang zu ausreichend Wasser zum täglichen Bedarf und 2015 den Zugang zu Sanitärversorgung als zwei gesonderte Menschenrechte anerkannt und verankert hat, sind die Prognosen einer bedeutenden Verbesserung bis 2030 eher ernüchternd.
Die Ursachen für die mehr als unbefriedigende Situation sind vielfältig: ein wachsender Schwund von natürlichen Feuchtgebieten und die ständige Zunahme der Weltbevölkerung erfordert einen größeren Bedarf an sauberem Wasser. Jeder dritte Fluss in Afrika, Asien und Lateinamerika ist massiv verschmutzt und weltweit werden Abwässer nicht angemessen behandelt.
Wie jedes Jahr war auch in diesem Jahr am 22. März der Welttag des Wassers. Zu diesem Termin soll alljährlich die breite Öffentlichkeit an die Besonderheiten von Wasser als der essenziellsten Ressource allen Lebens erinnert werden.
Wasser ist zunehmend zur Handelsware geworden. Zwar wurden vor 10 Jahren, auf Druck der Bevölkerung, die Pläne der EU-Kommission, die Trinkwasserversorgung zu privatisieren zurückgenommen, dennoch sind anderswo die Auswirkungen der Entnahme von lebenswichtigem Wasser zur kommerziellen Nutzung beträchtlich. Weltweit agierende Konzerne nutzen Wasser kommerziell in großem Maße. Das Schweizer Unternehmen Nestlé etwa hat in etwa 34 Ländern von staatlichen Stellen Wasserrechte eingeräumt bekommen. Es wird dabei Grundwasser abgepumpt, gereinigt und dann als „Tafelwasser“ (überwiegend in Plastikflaschen) verkauft. Viele dieser Quellen befinden sich in von Dürre bedrohten Gebieten, wie zum Beispiel in Afrika. Dort ist Wasser Handelsware. Die Menschen müssen dort für Trinkwasser bezahlen. Ein Gut, dass ihnen eigentlich zur menschlichen Grundversorgung kostenfrei zustehen sollte.
Das Vorgehen der Konzerne wirkt sich massiv auf den Grundwasserspiegel aus und führt zu einer Verschlechterung der Bewässerung der Felder in der Landwirtschaft. Wenn die arme Landbevölkerung die privatisierten und kommerzialisierten Quellen nicht zur kostenfreien Entnahme von Trinkwasser nutzen können, trifft es sie doppelt hart.
Außerdem gab es weltweit auch immer wieder Projekte, die Trinkwasserversorgung zu privatisieren. So in Manila/Philippinen. Dort wurde der Wasserpreis durch einen ausländischen Versorger erhöht. Wer nicht bezahlen konnte, wurde von der Wasserversorgung abgeschnitten. Das Versprechen, das marode Rohrnetz zu verbessern wurde nicht eingehalten, weil die Erträge dies nicht zuließen. Wasser ist eben doch kein Menschenrecht, vor allem nicht in Entwicklungsländern.
Nicht nur die steigende Weltbevölkerung, sondern auch der Klimawandel führt zu einem steigenden Wasserbedarf. Vor allem der zunehmende Bedarf in der Industrie und dem Agrarsektor, aber auch in den Haushalten (der Europäer verbraucht im Schnitt 130 l, der Amerikaner 300 l der Mensch in Afrika aber nur 6 l) führen oft zu einer übermäßigen Entnahme von Wasser. Das heißt die Ressource Wasser kann sich nicht so schnell regenerieren, wie sie verbraucht wird. Gleichzeitig steigt die Verunreinigung des Wassers an.
Um dieser Situation zu begegnen, werden mittlerweile allerdings Strategien entwickelt, um den Wasserverbrauch zu verringern. Dies ist auch zwingend erforderlich. Denn sonst wird man das 2015 formulierte Nachhaltigkeitsziel, mit den verfügbaren Wasserressourcen die Zahl der unter Wasserknappheit und einer unzureichenden Sanitärversorgung leidenden Menschen bis 2030 drastisch zu verringern, nicht erreichen.
Zweifel daran sind sehr wohl angebracht!
Autor: Lutz M. Büchner
Foto: Lutz Büchner; Grafik: kengmerry/adobe stock