„Wir konsumieren und wirtschaften als gäbe es kein Morgen. Die Zeche dafür zahlen unsere Kinder und Enkelkinder. Wir müssen den Raubbau beenden und endlich in den natürlichen Grenzen der Erde leben. Dafür müssen wir unsere Finanz- und Wirtschaftssysteme auf Nachhaltigkeit umstellen.“
Eberhard Brandes, WWF Deutschland
Haben Sie schon mal etwas vom Welterschöpfungstag gehört? Kann die Wellt eigentlich „erschöpft“ sein? Der, auch Erdüberlastungstag genannte Tag, beschreibt den Zeitpunkt, an dem unsere nachhaltig nutzbaren Ressourcen jedes Jahr aufgebraucht sind. Wir haben an diesem Tag alle uns jährlich zur Verfügung stehenden Ressourcen gerodet, gefischt, gegessen, verheizt und verschmutzt. Wir leben also nach diesem Stichtag bereits auf Pump und damit auf Kosten der nächsten Generationen.
Die Nichtregierungsorganisation Global Footprint Network ermittelt jedes Jahr, in dem sie unseren Umgang und Verbrauch dieser natürlichen Ressourcen errechnet und damit die ökologischen Grenzen unseres Planeten verdeutlicht, wann dieser Stichtag ist. Dabei wurde festgestellt, dass wir (also die Weltbevölkerung) erheblich über unsere Verhältnisse leben. Das bedeutet, dass, rein rechnerisch, sehr viel mehr an natürlichen Ressourcen pro Jahr verbraucht werden, als unsere Erde uns zur Verfügung stellt. Wurde dieser Erderschöpfungstag weltweit im Jahre 1971 noch für etwa Weihnachten ermittelt, war es 2020 schon der 22. August. In Deutschland wurde in diesem Jahr der Erderschöpfungstag für den 5. Mai errechnet, nachdem es 2020 der 3. Mai war. Man sieht also, dass sich der Raubbau an unserer Erde trotz der Pandemie nicht vermindert.
Aus diesen Zahlen ergibt sich folgende erschreckende Erkenntnis: Würde die Weltbevölkerung so leben wie die Amerikaner, bräuchten wir vier Welten. Wenn alle so leben würden wie wir Europäer, bräuchten wir immerhin noch nahezu drei Welten. Für die Inder würde in etwa eine Erde ausreichen.
Was folgt daraus? Wir müssen unseren verschwenderischen Lebensstil ändern. Das betrifft alle, die Politik, die Wirtschaft und uns Verbraucher, wobei alles miteinander zusammenhängt. Die Politik weltweit sorgt oft nicht dafür, dass die Wirtschaft sorgsam mit den natürlichen Ressourcen umgeht (z.B. unzureichende Regulierung im Zusammenhang mit dem Klimawandel sowie auch die Genehmigung in Brasilien, in großem Stil den Regenwald zu roden). Die Wirtschaft geht weltweit nicht verantwortungsvoll genug mit der Umwelt und den Rohstoffen um. Bei uns Verbrauchern betrifft es global gesehen unseren gesamten Lebensstil: Wir müssten weniger Fleisch essen, wir müssen auch insgesamt sparsamer mit Lebensmittel umgehen (immerhin wirft jeder Deutsche statistisch pro Jahr 75 Kg Lebensmittel weg), wir sollten auch mit anderen Produkten (z.B. Elektroartikeln) sorgsamer umgehen. Wir müssen bewusster unsere Kleidung kaufen, wir sollten unsere Mobilität überdenken und auch nachhaltiger reisen.
So lange uns als Verbraucher allerdings sehr oft Produkte und Dienstleistungen unter dem Motto „Billig, Billig“ angeboten werden, ohne über die tatsächlichen ökologischen Kosten der Produkte aufzuklären, ist es schwer, sein Konsumverhalten darauf einzustellen. Die Verantwortung kann nicht allein auf uns Verbraucher abgeschoben werden. Nur im Zusammenwirken zwischen Politik, Wirtschaft und Verbraucher kann der negativen Entwicklung entgegengewirkt werden.
Bei dem statistischen Szenario ist schließlich zu berücksichtigen, dass prognostiziert wird, dass sich die Erdbevölkerung von heute 7,8 Milliarden jährlich um etwa 82 Millionen vergrößert.