„Die Menschen müssen begreifen, dass sie das gefährlichste Ungeziefer sind, das je die Erde bevölkert hat“ (Friedensreich Hundertwasser)

In diesem Jahr wird der „Erderschöpfungstag“ („Earth Overshoot Day“) am 2. August begangen. Ab dem 3.August leben wir bis Ende des Jahres auf Pump. Im Jahre 2022 war es der 28. Juli. Darüber habe ich (wie auch schon 2021) berichtet. Die Menschheit verbraucht definitiv mehr natürliche Ressourcen, als ihr der Planet binnen eines Jahres zur Verfügung stellt. Hat sich die Situation verbessert, weil sich der Tag, an dem sie „erschöpft“ ist fünf Tage nach hinten verschoben hat? Weltweit leben wir so, als hätten wir 1,7 Erden zur Verfügung! Lebte die Menschheit wie in Europa bräuchten wir immerhin mehr als drei, lebten wir wie die Amerikaner bräuchten wir mehr als fünf Erden. Lebten wir wie die Chinesen bräuchten wir immer noch zwei Erden, lebten wir alle wie die Inder (immerhin das bevölkerungsreichste Land der Erde), kämen wir in etwa mit einer Erde aus.

Die Schätzung wird jährlich vom „Global Footprint Network“, einer Denkfabrik in den USA, erhoben, die auch die nationalen Überlastungstage feststellt. In Deutschland war dieser symbolische Tag 2023, unverändert zu 2022, der 4.Mai. Damit liegt Deutschland eher im Mittelfeld. Weit vor uns wird in Katar der zweifelhafte Tag am 10.Februar begangen, in Luxemburg am 14.Februar. Und in den USA war es der 13.März. Im Gegensatz dazu liegt in Indonesien der Tag erst im Dezember, also weit nach dem Welterderschöpfungstag, der ein Mittel darstellt.

Auf Grundlage der Biokapazität spielen bei der Berechnung der ökologische Fußabdruck und die Fähigkeiten der Erde eine Rolle, Dinge zu produzieren und unsere Abfallprodukte aufzunehmen. Die Organisation berechnet zum einen, was die Natur ohne Verluste im Jahr produzieren und absorbieren kann. Es geht dabei vor allem um Rohstoffe, um Trinkwasser und um Nahrungsmittel. Dem wird zum anderen gegenübergestellt, was die Menschen mit ihrer Lebens- und Wirtschaftsweise verbrauchen. Dazu gehört der von uns verursachte Müll und die nicht abnehmenden CO²-Emissionen. So kommt der Tag zustande, an dem die natürlichen Ressourcen für dieses Jahr verbraucht sind. Ein Großteil geht, wie gesagt, auf die Treibhausgas-Emissionen zurück was zu einer schlechten Ökobilanz führt.

Diese Entwicklung muss ein Signal sein, nicht zuletzt auch aus der Verantwortung den nächsten Generationen gegenüber. Wir müssen in jeder Hinsicht umdenken. Die Klimakrise, der übermäßige Verbrauch der knappen Ressourcen wie Wasser, fruchtbare Böden, und Holz und auch der Verlust der Artenvielfalt sind Alarmzeichen. Es ist eine Katastrophe, dass die weltweite Uneinigkeit über den Umgang mit unseren Ressourcen permanent dazu führt, dass wir, vor allem aus wirtschaftlichen Gründen, über unsere Verhältnisse leben. Das liegt an instabilen politischen Verhältnissen in vielen Ländern, in denen Großkonzerne rücksichtslos Rohstoffe gewinnen, sei es illegal (wie Holz in Brasilien und Rumänien), sei es mit Billigung der Regierungen (wie Lithium für die Autoindustrie). Das liegt aber auch an Gier, Gedankenlosigkeit und Überheblichkeit.

Seit Jahren folgt eine Klimaschutzkonferenz auf die andere. An der weltweiten Umsetzung der ohnehin dürftigen Ergebnisse fehlt es.

Dass wir eine Klimakrise haben, bestreiten heute nur noch Dummköpfe. Die Einsicht allerdings, dass „etwas“ getan werden muss, ist nicht überall ausgeprägt. Das zeigt sich in der Vergabe von Lizenzen zur Gewinnung von Öl in Naturschutzgebieten in den USA. Das wird auch in der unsäglichen Diskussion im Europäischen Parlament über ein Europäisches Naturschutzgesetz deutlich. Das zeigt sich aber auch in unser aller Verhalten, denke man nur daran, dass die Zahl von SUV und Swimmingpools ständig steigt und dass wir schon mal übers Wochenende nach Mallorca fliegen und vieles andere mehr.

Um den Erdüberlastungstag nach hinten zu verschieben bedarf es einiger Anstrengung. Die Bepreisung des Treibhausgases CO² ist ein zentraler Punkt. Die Umgestaltung der Städte in sogenannte „Smart Cities“, in denen durch innovative Technologien Gebäude modernisiert werden, in denen energiesparende Transportmittel zum Einsatz kommen und in denen durch Digitalisierung Wege zur Nachhaltigkeit intensiviert werden. Dazu gehört aber auch, dass wir zum Beispiel durch einen reduzierten Fleischkonsum, der extrem wasserintensiv ist, und durch ein verbessertes Mobilitätsverhalten etwas dazu beitragen, dass sich der Erderschöpfungstag nach hinten verschiebt.

Das betrifft nicht nur uns in Deutschland, dass muss weltweit geschehen. Information und Sensibilisierung über die Situation ist ein Bildungsauftrag, den die Weltgemeinschaft zu erfüllen hat.

Autor: Lutz M. Büchner

Fotos: Lutz Büchner; itestro/adobe stock