„Dem Sport ist zu aller Zeit und vor allem von allen Regierungen aus gutem Grund immer die größte Bedeutung beigemessen worden: Er unterhält und benebelt und verdummt die Massen; und vor allem die Diktatoren wissen, warum sie immer und in jedem Fall für den Sport sind.“ (Thomas Bernhard)
Kann Sport nicht nachhaltig sein? Schließlich dient er, zumindest im Freizeitsport, der „körperlichen Ertüchtigung“. Wie ist es aber im Profisport – und selbst im Amateursport?Winterspiele ohne Schnee, das Gruppenspiel der EM Wales gegen die Schweiz in Baku/Aserbeidschan und massive Korruptionsvorwürfe bei der Vergabe der Fußball WM nach Katar. Die im Februar 2022 in China stattgefundenen Olympischen Winterspiele, die vergangene Fußball Europameisterschaft 2021, und die Ende 2022 stattfindende Fußballweltmeisterschaft sind sicherlich Anlass genug, über Nachhaltigkeit im Sport nachzudenken.
Vom Profisport profitieren keinesfalls in erster Linie die Athletinnen und Athleten. Profisport ist ein „knallhartes“ Geschäft. Das zeigt sich nicht nur im Fußball, bei dem Milliardäre in Clubs investieren. In Form von Aktiengesellschaften betriebenen Clubs, erwarten sie, dass sich ihr finanzielles Engagement rentiert. Da treten ökologische und soziale Gesichtspunkte auch mal in den Hintergrund. Im internationalen Profifußball steht der Profit, für wen auch immer, im Vordergrund.
Die FIFA und Katar haben eine klimaneutrale WM versprochen. So genannte Klimaneutralität wird erreicht, wenn sich der Ausstoß von Treibhausgasen und die Fähigkeit des Ökosystems, diese aufzunehmen, im Gleichgewicht befinden. Das soll durch Sonnenkollektoren erreicht werden, die das Herunterkühlen der Stadien auf erträgliche Temperaturen für Spieler und Zuschauer ermöglichen. Klimatisierte Fußballstadien, selbst mit Solarenergie, ist das nachhaltig? Und auch wenn sich die FIFA zu einer Nachhaltigkeitsstrategie für die WM verpflichtet hat, gibt es Korruptionsvorwürfe und immer wieder massive Vorwürfe gegen die FIFA, nichts gegen die ausbeuterischen Arbeitsbedingungen ausländischer Arbeitskräfte in Katar zu unternehmen.
Verfolgte man die olympischen Winterspiele in China so wird auch hier deutlich, dass auf wesentliche Kriterien der Nachhaltigkeit keinen Wert gelegt wurde: So wurden Sportstätten in ausgewiesene Naturschutzgebiete „gepflanzt“. Mangels echten Schnees wurde ausschließlich Kunstschnee verwendet, was bei einem Wasserverbrauch von geschätzt mehr als 200 Millionen Litern in der ohnehin wasserarmen Gegend ökologisch schlimm ist. Kunstschnee ist weltweit mittlerweile zum Standard geworden, um Großveranstaltungen auch bei Schneemangel stattfinden zu lassen. Eine wichtige Frage der Spiele war schließlich die Menschenrechtslage in China. Sollen olympische Spiele in Ländern stattfinden, in denen es offensichtlich Menschenrechtsverletzungen gibt? Das gilt gleichermaßen für Katar.
Aber: The show must go on!
Betrachtet man den Profisport auf nationaler Ebene, so fällt auf, dass man mittlerweile darauf achtet, den anfallenden Müll in den Griff zu bekommen. Auch sind jetzt Nachhaltigkeitskriterien mit Klimakonzepten für den Profifußball in Deutschland entwickelt worden, um vor allem die schlechte Klimabilanz der Ligen zu verbessern. Man bemüht sich deshalb, Managementsysteme nachhaltigen Wirtschaftens zu entwickeln (z.B. sustainClub-Standards). Ob die horrenden Spielergehälter und Transfergelder und die vom Steuerzahler zu bezahlenden Polizeipräsenz bei sportlichen Profigroßveranstaltungen unter sozialen Gesichtspunkten nachhaltig sind, bleibt allerdings eher zweifelhaft.
Nicht ganz außen vor darf aber auch nicht der Amateursport bleiben. Das zeigen Schlagzeilen wie: „Schon in der Kreisliga fließt im Fußball das Geld“. Oft werden Amateure „unter der Hand“ bezahlt. Dem Fiskus entsteht dabei jährlich ein Schaden von einer halben Milliarde Euro. Das zeigt, dass auch hier auf Kosten der Allgemeinheit gehandelt wird.
Natürlich spielen auch im Breitensport die drei Säulen der Nachhaltigkeit (Ökologie, Soziales und Ökonomie) und Themen und Handlungsfelder wie Infrastruktur & Verkehr, Ökologie & Ressourcen, Energie & Klima, Soziales & Partizipation sowie Ökonomie & Nutzung eine wichtige Rolle. Themen wie Mountanbiketrails in Wäldern, Abfahrtski (auf Gletschern und zunehmend auf Kunstschnee) und Nutzung von Gewässern (Badessen, Schwimmbäder) sind nur Beispiele, bei denen Nachhaltigkeitsaspekte eine große Rolle spielen. Die Grenze zwischen Naturschutz und Schaden ist fließend und hängen von uns allen ab.
Aber ganz profan zum Schluss: Auch beim Wandern und Joggen ist auf die Entsorgung von Müll zu achten. Neuerdings hat sich übrigens, in Schweden entstanden, eine neue „Sportart“ entwickelt: Plogging: Müllsammeln beim Joggen – eine echt nachhaltige Idee!
Autor: Lutz M. Büchner
Fotos: Lutz M. Büchner; markus spiske/unsplash