„Nachhaltigkeit ist ein Prozess.
Wer einmal damit angefangen hat, kann nicht mehr damit aufhören“.
(Mimi Sewalski, Soziologin)
Der Begriff der „Transformation“ (aus dem Lateinischen von transformare - „umformen“) kommt ursprünglich aus den Naturwissenschaften wie der Physik/Elektrotechnik, Bodenkunde und Genetik. Karl Polany, ein ungarischer Wirtschaftssoziologe, beschäftigte sich mit sozialen und politischen Umwälzungen in England (Industrialisierung) und formte 1944 Transformation zu einem politischen Begriff.
Transformation betrifft fast alle Bereiche unseres Lebens – Moral, Konsum, Technik, Produktion und Politik. Große Transformation meint alle Mitglieder der Gesellschaft. In Anbetracht der Krise der Ökosysteme, der Wirtschaftskrise und der Krise der sozialen Systeme wird ein Wirtschaftssystem infrage gestellt, welches sich über Jahrtausende entwickelt hat. Politik, Zivilgesellschaft, Unternehmen und Wissenschaft, sie alle haben die große Chance, eine Zukunftswende dieses Systems zu gestalten.
Viele Initiativen und soziale Bewegungen begleiten schon jetzt diesen demokratischen Prozess. Werte, Lebensziele und Traditionen werden neu überdacht, um Moral, Menschenrechte und Entwicklungschancen für alle Menschen jetzt und in Zukunft voran zu treiben. Gleichzeitig können aber auch Ängste und kurzfristige Lösungen entstehen, bis hin zu nationalistischen und rassistischen Denk- und Handlungsweisen.
Regionen, Kommunen, Unternehmen und Zivilgesellschaft beschäftigen sich bereits sehr aktiv mit diesem Prozess hin zu einer nachhaltigen Entwicklung. Festgehalten ist dies in der Agenda 2030.
Dass dieser Weg nicht ganz so einfach ist, wird in den Widersprüchen in der Agenda deutlich. Wie kann Wirtschaftswachstum mit dem Schutz der Menschen und der Natur in Einklang gebracht werden?
Neben einer veränderten Wirtschaftsweise braucht es deshalb auch ein Überdenken unserer Umgangsformen innerhalb der Gesellschaft. Nicht-Regierungsorganisationen (NGOs), aber auch einzelne AkteurInnen wirken mit Innovationen, Mut und Überzeugungskraft an diesem Prozess mit. Neben Veränderungen in den Bereichen Landwirtschaft und Industrie, Energieversorgung und Mobilität braucht es auch Konzepte um Wohlstand für alle Menschen zu gewährleisten. Solidarität ist hier ein Stichwort auf internationaler, nationaler und lokaler Ebene. In lokalen Gemeinschaften rückt Gemeinwohlarbeit stärker in den Fokus.
Diese Gemeinschaften verwalten beispielsweise reparierbare, langlebige Produkte. Gemeinschaftsgärten, wie es sie in vielen Städten schon gibt, Repair-Cafés und Mehrgenerationenhäuser zählen bereits jetzt zu solchen demokratischen Zusammenschlüssen und verfolgen auch soziale und kulturelle Ziele. Eine Firmenorganisation als Genossenschaft kann zu mehr Gleichberechtigung und Solidarität in einem Unternehmen beitragen.
Schaffen Politik und Staat den Rahmen dazu und setzen die AkteurInnen aus der Zivilgesellschaft weiter Impulse, wird eine neue soziale Verantwortung mit demokratischer Kultur und Teilhabe an einer nachhaltigen Wirtschaftsweise in einem friedlichen Übergangsprozess möglich sein.
Fotos: Simone Wobrock; blackdiamond67/adobe stock