„Wir konsumieren und wirtschaften als gäbe es kein Morgen. Die Zeche dafür zahlen unsere Kinder und Enkelkinder. Wir müssen den Raubbau beenden und endlich in den natürlichen Grenzen der Erde leben. Dafür müssen wir unsere Finanz- und Wirtschaftssysteme auf Nachhaltigkeit umstellen.“
(Eberhard Brandes, WWF Deutschland).
Haben Sie schon mal etwas vom Welterschöpfungstag gehört? Kann die Wellt eigentlich „erschöpft“ sein? Diese Frage habe ich vor einem Jahr schon einmal gestellt. Es erscheint aber dringend erforderlich, sie erneut zu stellen und zu beantworten.
Der, auch. Erdüberlastungstag (Earth Overshoot Day) genannte Tag, beschreibt den Zeitpunkt, an dem unsere nachhaltig nutzbaren Ressourcen jedes Jahr aufgebraucht sind. Wir haben an diesem Tag alle uns jährlich zur Verfügung stehenden Ressourcen gerodet, gefischt, gegessen, verheizt und verschmutzt. Wir leben also heute bereits auf Pump und damit auf Kosten der nächsten Generationen.
Die Nichtregierungsorganisation Global Foodprint Network ermittelt jedes Jahr diesen Tag, in dem sie unseren Umgang und Verbrauch dieser natürlichen Ressourcen errechnet und damit die ökologischen Grenzen unseres Planeten verdeutlicht. Dabei wurde festgestellt, dass wir (also die Weltbevölkerung) erheblich über unsere Verhältnisse leben. Das bedeutet, dass wir, rein rechnerisch, sehr viel mehr an natürlichen Ressourcen pro Jahr verbrauchen als unsere Erde uns zur Verfügung stellt.
Wurde dieser Erderschöpfungstag weltweit im Jahre 1971 noch etwa um Weihnachten herum ermittelt, war es 2020 schon der 22.August. In diesem Jahr ist der Welterschöpfungstag der 28.Juli gewesen. Seit diesem Tag leben wir auf Pump – und auf Kosten des globalen Südens. In diesem Jahr wurde für Deutschland der Erderschöpfungstag auf den 4.Mai festgelegt (in Katar bereits am 10.2., in den USA am 13.3.). Durch die Pandemie haben sich diese Stichtage nur unwesentlich verändert..
Gründe für diese dramatische Entwicklung sind neben dem viel zu hohen Energieverbrauch, der zu hohe Ausstoß von CO2 im Verkehr und viele andere Faktoren. Dies ist vor allem die Folge einer verfehlten Umweltpolitik der letzten Jahre. Kurz gesagt, wir leben über unsere Verhältnisse, denn die Menschheit verbraucht mehr, als die Erde liefert.
Was ergibt sich aus diesen Zahlen? Die erschreckende Erkenntnis lautet: würde die Weltbevölkerung so leben wie etwa die Amerikaner, bräuchten wir vier Welten. Wenn alle so leben würden wie wir Europäer, bräuchten wir immerhin noch mindest drei Welten. Für die Inder beispielsweise würde in etwa eine Erde ausreichen.
Was folgt daraus? Wir müssen unseren verschwenderischen Lebensstil ändern. Das betrifft alle, die Politik, die Wirtschaft und uns Verbraucher, wobei alles miteinander zusammenhängt. Die Politik weltweit sorgt oft nicht genügend darum (s. Umweltpolitik) und lässt der Wirtschaft zu viel Spielraum bei der Nutzung natürlicher Ressourcen (z.B. unzureichende Regulierung im Zusammenhang mit dem Klimawandel sowie die Genehmigung in Brasilien, in großem Stil den Regenwald zu roden als Beispiel). Die Wirtschaft geht weltweit nicht verantwortungsvoll genug mit der Umwelt und den Rohstoffen um. Bei uns Verbrauchern betrifft es global gesehen unseren gesamten Lebensstil: Wir müssten weniger Fleisch essen, wir müssen auch insgesamt sparsamer mit Lebensmitteln umgehen (immerhin wirft jeder Deutsche statistisch pro Jahr 75 Kg Lebensmittel weg), wir sollten auch mit anderen Produkten (z.B. Elektroartikeln) sorgsamer umgehen, wir müssen bewusster unsere Kleidung kaufen, wir sollten unsere Mobilität überdenken und auch nachhaltiger reisen.
Die gegenwärtige Gaskrise wird wohl zwangsläufig dazu führen, dass wir uns in unserer Wohlstandgesellschaft einschränken müssen. Allerdings werden durch die Inflationszahlen die Verbraucher Produkte und Dienstleistungen unter dem Motto „Billig, Billig“ konsumieren (müssen), ohne dass sie auf die tatsächlichen ökologischen (Fußabdruck = Kosten) der Produkte achten, so dass sie ihr Konsumverhalten nicht wirklich darauf einstellen werden. Das ist unter dem Gesichtspunkt der Verantwortung, die wir für die nächsten Generationen haben, fatal. Die Verantwortung kann aber nicht allein auf uns Verbraucher abgeschoben werden. Nur im Zusammenwirken zwischen Politik, Wirtschaft und uns Verbrauchern kann der negativen Entwicklung entgegengewirkt werden.
Wir haben schließlich nur eine Erde!!!
Schließlich ist noch zu berücksichtigen, dass die Erdbevölkerung von heute knapp 8 Milliarden Menschen jährlich um etwa 82 Millionen zunimmt.
Autor: Lutz M. Büchner